Stadtwerke Stadt Zwiesel

Leitlinien der Stadtwerke Zwiesel

Der Stadtrat Zwiesel hat am 26. April 2012 Leitlinien zur langfristigen strategischen Ausrichtung der Stadtwerke Zwiesel zur Umsetzung der Energiewende beschlossen.

Leitlinien zu langfristigen strategischen Ausrichtung der Stadtwerke Zwiesel zur Umsetzung der Energiewende in Zwiesel

Präambel

Angesichts der zu Neige gehenden fossilen Energiereserven und des Klimawandels ist es notwendig die Selbstversorgung unserer Region mit erneuerbaren Energien anzustreben. Dabei bietet Zwiesel mit seiner ländlichen Umgebung besonders günstige Voraussetzungen zur Nutzung von Biomasse, Sonne, Wind und Wasserkraft.
Neben der regionalen Erzeugung der notwendigen Energie aus erneuerbaren Quellen, müssen vor allem die Möglichkeiten zur Einsparung und Maßnahmen zur effizienteren Nutzung von Energie voll ausgeschöpft werden.
Die aktuelle Energieproduktion auf Basis nicht erneuerbarer Energierohstoffe zerstört die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen und wird zu enormen Preissteigerungen und verstärkten internationalen Abhängigkeiten durch Verknappung dieser Rohstoffe führen. Eine regionale und nachhaltige Energieerzeugung hingegen sichert langfristig planbare Energiekosten, schafft Arbeitsplätze, steigert regionale Wertschöpfung und Kaufkraft.

Generelles Entwicklungsziel für die kommenden 20 Jahre

Die Stadtwerke entwickeln sich zum umfassenden lokalen und kommunale Energiedienstleister in Sachen Strom, Wasser, Energieankauf und -verkauf, Wärme und Gas für die Stadt Zwiesel und den Zwieseler Winkel. Die Stadtwerke bleiben in öffentlicher Hand. Die Gewinne der Stadtwerke werden zweckgebunden für die Realisierung dieses Zieles eingesetzt, vorrangig für den Ausbau und den Erhalt der Netze.

Die Stadtwerke verwirklichen dabei nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch langfristig volkswirtschaftlich sinnvolle Projekte.

Entwicklungsziele für die einzelnen Handlungsfelder

1. Energienetze:
Die Stadtwerke sollen im Stadtgebiet alle fehlenden und notwendigen Netze im Bereich Strom, Gas und Wärme erwerben und bauen, soweit es wirtschaftlich vertretbar ist. Ein regionaler Verbund mit den Nachbargemeinden ist anzustreben. Die Bürger/-innen haben die Möglichkeit etwaige Überschüsse ihrer Eigen-Energieproduktion in die vorhandenen Strom und Wärmenetze einzuspeisen.

2. Energieerzeugung:
Es ist anzustreben, den durch die Stadtwerke selbst produzierten Anteil der im Versorgungsgebiet benötigten Energie deutlich zu erhöhen. Dabei ist vorrangig das Kriterium der Nachhaltigkeit und Effizienz zu beachten. Die Energiegewinnung aus Pflanzen darf nur mit regionalen Reststoffen und nicht auf Kosten der Artenvielfalt und in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelerzeugung geschehen.
Die Stadtwerke bieten den Bürger/-innen unserer Gegend die Möglichkeit, sich an größeren Energieerzeugungsanlagen zu beteiligen. Bürgergenossenschaften werden dabei wenn möglich als Betreibermodelle favorisiert.
Darüber hinaus sollen die Bürger/-innen selbst im künftigen Energie-Versorgungssystem als Investoren und Kleinerzeuger agieren können.

3. Energieeffizienz:
Die Suche nach Einsparmöglichkeiten und effizienterer Nutzung von Energie ist eine wichtige, kontinuierliche Aufgabe der Stadtwerke.
Den Stadtwerken obliegt die Energieverteilung, -bereitstellung und Koordination. Dies verhindert einseitige Abhängigkeiten und führt zur Planungssicherheit bei den Energiepreisen. Die Herausforderung liegt dabei in einer intelligenten Steuerung von Erzeugung und Verbrauch, um die Effizienz zu erhöhen.
Der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien, wie z.B. intelligente Netze („Smard Grid“) und virtuelle Kraftwerkssysteme („Virtuell Power Systems“-VPS), muß in Zukunft wesentlich dazu beitragen „ Hardware“-Kosten bei der Infrastruktur zu sparen und gleichzeitig die Gesamtenergieeffizienz zu erhöhen. (Prinzip „Hirn statt Muskeln“).
In diesem Zusammenhang soll wo immer sinnvoll auch die Kraft-Wärme-Kopplung ausgebaut werden, nicht nur in Heizkraftwerken, sondern auch dezentrale Klein-BHKW’s.
Eine Förderung des Eigenverbrauchs von selbst produzierter Energie ist in allen Bereichen durch entsprechende Anreize zu sichern, da so die Netz-Infrastruktur entlastet werden kann.

4. Energiean- und verkauf/Tarifpolitik:
Die Stadtwerke kaufen - so weit wirtschaftlich vertretbar - nur nachhaltig erzeugte, erneuerbare Energie zum Weiterverkauf ein. Bei der Tarifgestaltung sollen wirtschaftlich vertretbare Wege gefunden werden, Anreize zum Energiesparen (an Stelle von Vergünstigungen bei höherem Verbrauch) anzubieten.

5. Energieberatung:
Für den privaten Bereich bieten die Stadtwerke eine entsprechend neutrale und fachkompetente Beratung zu Einsparmöglichkeiten, Kauf effizienter Produkte und Fördermöglichkeiten an.

6. Einbindung der Bevölkerung:
Die Stadtwerke Zwiesel betreiben eine aktive Informationspolitik, wichtige richtungweisende Entscheidungen werden nur unter Beteiligung der Bürger/-innen Zwiesels getroffen.

7. Erfahrungsaustausch/Weiterbildung:
Die Stadtwerke beteiligen sich an überregionalen Initiativen zum Austausch mit anderen Stadtwerken, Gemeinden und Regionen in Fragen der Energiewende und -autarkie.

Diese Leitlinien wurden vom Stadtrat am 26.04.2012, lfd. Nr. 107, beschlossen.